Montag, 16. März 2015

09. und 10. April 2013 Garrucha und Ausflug mit dem Bus in die Desierto de Tabernas mit Besuch von Fort Bravo

Dienstag, 09. April, Sonne, 15° - 26° C
Gang durch Garrucha, das sympathisch spanisch ist. Es gibt zwar einige ausländische Touristen, zu leben scheint der Ort jedoch don spanischen Urlaubern und dem Fischfang. Garrucha eilt der Ruf seiner unvergleichlichen Gambas bis San Jose voraus. Auch eine neue Fischhalle wurde im Fischereihafen gebaut. Auf der Hinfahrt haben wir etliche der großen Fischerboote gesehen und eines sogar beinahe gerammt, weil dieses, da "in Arbeit" seinen Kurs um keinen Deut ändern wollte.

Der Marinero von Mortril klagte, dass das Mittelmeer leergefischt sei und das deshalb die dortige Flotte komplett stillläge. Es gibt keinen Thunfisch mehr. Wenn die Garrucher Fischflotte weiterhin so viele Gambas dem Meer entnimmt, wird es wohl auch diese bald nicht mehr geben. Der Mensch denkt leider meist nur an Gewinn und seinen persönlichen Genuß.

In der Touristeninfo erfahren wir nicht viel, aber immerhin die Busbfahrtzeiten Richtung Almeria. Wir wollen morgen die Desierto de Tabernas besuchen, die einzige Wüste Europas, bekannt für seine Filmsets: hier wurden alle Italowestern gedreht, berühmt geworden durch Sergio Leone, aber auch einige US-amerikanische. Der letzte Film, der zu leidlichem Ruhm gelangte war "Der Schuh des Manitu" von Uli Herbig. Heute bildet die Landschaft und "Fort Bravo" eine beliebte Kulisse für Werbespots.

Da der Tag noch jung ist, schwingt sich Jock auf sein Rad und macht eine große Tour der Küste südwärts folgend und durch´s Hinterland zurück.
Ich hingegen sortiere Photos, etwas, wozu ich tatsächlich selten Zeit finde, bis ich das zunehmende Geschaukel auf dem Boot kaum mehr aushalte - der Wind hat im Laufe des Tages wieder tüchtig zugenommen. Ich verlasse Boot und Hafen und mache mich zu Fuß auf den Paseo Maritimo entlang nach Playas de Vera weiter nördlich. Das Laufen tut wie immer gut, entspannt Muskeln und Geist.
Playas de Veras ist eine aus dem Boden gestampfte Retortensiedlung, gebaut für Urlauber, die nichts brauchen außer Strand und Bars. Der Strand ist zugegebenermaßen auch sehr schön, die Bars und Restaurants nun im April noch verwaist.
Zurück an Bord planen wir den nächsten Tag und freuen uns auf einen schönen Ausflug.






Mittwoch, 10. April, sonnig und heiß
Früh machen wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle. Unterwegs nehmen wir noch einen Café in einer Bar. Proviant haben wir nicht dabei, nur eine kleine Flasche Wasser für jeden, haben auch gar nicht mehr viel an Bord, weil wir gestern nichts einkaufen waren. Wir wollen ja nach Tabernas fahren, wo es ja wohl auch Geschäfte geben wird.
Für ca. 11,-€ (ida y vuelta/hin und zurück) fahren wir mit Autosur in einer guten Stunde nach Tabernas. Dies stellt sich sehr schnell als ein wirklich ödes Nest heraus. Ich muß jedoch gestehen, dass das vielleicht an der Siesta liegt, die hier wirklich etliche Stunden einnimmt. Keine weitere Information über die Wüste oder Fort Bravo ist zu bekommen: es gibt keinen Hinweis darauf, kein Toruistenbüro, selbst im Rathaus keine Auskunft. Wir fragen in unserem leider sehr schlechtem Spanisch die Einwohner (die wenigen, die uns begegnen), die nur vage in eine Richtung zeigen - offensichtlich sind weder die Desierto noch das berühmte Fort Bravo für die hiesigen Menschen von besonderer Bedeutung.
Da keine Bar und kein Geschäft geöffnet hat, sind wir sehr froh ein kleines Restaurant zu finden, dass einen Mittagstisch abbietet. Der sehr freundliche Wirt bereitet mir ein vegetarisches Essen zu und Jock nimmt das Tagesgericht. Dazu bekommen wir endich die fehlenden Informationen und machen uns gestärkt zu Fuß auf den Weg Richtung Wüste.
Zuallererst führt uns unser Weg jedoch auf das Castillo de Tabernas. Der kleine (aber steile) Umweg lohnt sich auf jeden Fall. Die gut restaurierte Burgruine aus dem 11. Jh. ist maurischen Ursprungs und informiert in einer frei zugänglichen Ausstellung über ihre Geschichte. Einst nahm das Kastell den ganzen Berg ein, heute thront nur noch ein sehenswerter Rest auf der Bergspitze. Diese bietet einen grandiosen Ausblick über Tabernas in die eine und die Desierto de Tabernas mit Fort Bravo in die andere Richtung. Da uns jegliches Kartenmaterial fehlt, hilft uns dieser Überblick sehr.










Dort wollen wir hin. Nichts wie los!


Motiviert machen wir uns auf den Weg bergab, über die Straße und hinein in die Wüste.
Diese ist eine Steinwüste, keine Sandwüste. Sie erstreckt sich auf einer Fläche von 280 km² und ist seit 1989 Naturschutzgebiet. Durch die vorgelagerten Gebirgszüge der Sierra de Almahilla und der Sierra Nevada von den feuchten Winden des Mittelmeeres abgeschnitten, herrscht hier ein subtrockenes mediterranes Klima mit geringsten Niederschlägen, einer Jahresdurchschnittstemperatur von ca. 17°C bei 3.000 Sonnenstunden/Jahr. Die Flora beschränkt sich auf eine sogenannte Süßgräsersteppe, besser bekannt als "badlands". Es ist mitnichten öde, wir wandern durch eine Vielfalt von Pflanzen, die auf rot, braun, beige gefärbtem Boden wachsen. Vögel zwitschern und Schafe und Ziegen bevölkern, scheinbar frei laufend das Tal, durch welches wir unseren Weg Richtung Fort Bravo suchen. Allerdings fehlt mir hier das Gefühl von echter Einsamkeit, da man im Hintergrund ständig das Rauschen der Autos auf der benachbarten Straße hört. Dafür müsste man wohl noch weiter in die Wüste vordringen. Da es aber mittlerweile sehr heiß geworden ist, sind wir froh, endlich in der Ferne das Fort zu erblicken.











Gespannt darauf, was uns erwartet, bezahlen wir den unglaublich hohen Eintrittspreis von 15,60 €/pP und werden..... ziemlich enttäuscht: eine zerfallende Kulisse eines Westerndorfes erwartet uns. Drumherum viel echter Müll, alte Schrottautos, die scheinbar dekorativ in der Gegend herum stehen, nur dass es sich bei den wenigsten um Oldtimer handelt. Hinter den Häusern Müllcontainer. Nein, hier kann ich mir noch nicht einmal mit Tunnelblick ein Westernfeeling verschaffen. Noch schlimmer wird es durch die "Vorführung" im Saloon, bei der viel geschossen, Whiskey verschüttet und geschrien wird. Es ist schlicht albern, disneylandmäßig. Selbst anwesende Kinder lachen die Darsteller, wahrscheinlich Studenten, die sich ein Zubrot verdienen, aus. Ja, außer uns haben sich tatsächlich noch eine Handvoll anderer Besucher hierher verirrt, die allerdings alle mit dem Auto herkamen.
Bevor wir uns auf einem anderen Pfad auf den Rückweg nach Tabernas machen, statten wir außerhalb liegenden berühmten steinernen Galgen aus "Spiel mir das Lied vom Tod" von Sergio Leone mit Charles Bronson einen Besuch ab. Dies beeindruckt mich dann doch, war doch dieser Streifen ein Meilenstein der  Filmgeschichte und wir stehen hier unmittelbar davor.











http://www.welt.de/reise/nah/article13435867/Die-Tabernas-Wueste-ist-perfekt-als-Western-Kulisse.html